Am Anfang des Segler-Vereins Wörthsee im Jahr 1922 stand die Musik. Denn die Brüderpaare Max und Erich Höher sowie Fritz und Philipp Rauwolf musizierten zusammen. Zu ihnen stießen Josef Hilzinger und Wilhelm Lindner sowie Kurt Hörmannstörfer, der die Idee der Gründung eines Segler-Vereins hatte.
Zum ersten Vorstand wählte man am vermutlich 22.2.1922 Wilhelm Lindner als ersten und Max Höher als zweiten Vorsitzenden. Philipp Rauwolf wurde Schriftführer und Kurt Hörmannstörfer Sportwart. Ehren-Commodore wurde der Besitzer des Sees, Graf zu Toerring-Jettenbach. Am 18. April wurde der „Segler-Verein Wörthsee“ offiziell ins Vereinsregister eingetragen.
Das erste Ansegeln fand als Regatta mit fünf Booten statt. Alle Vereinsmitglieder hatten Hütten am Wörthseeufer und Ruderboote. Segelboote hatte keiner, und so behalf man sich mit Ruderbooten, auf die ein „Lugger“ -Segel gesetzt werden konnte. Aber schon bald kam das erste Regatta- Boot, eine 15-er Rennjolle und 1926 waren es bereits zwölf Boote.
Als Clubhaus diente am Anfang eine Bootshütte auf dem Gelände der heutigen Segelschule Il Lago. 1925 wurde am heutigen Standort das neue Vereinshaus aufgebaut und feierlich eingeweiht. Neben dem Strandbad Fleischmann war das Clubhaus damit eines der ersten Gebäude am Steinebacher Schilfufer.
Der Verein entwickelte sich rasch. 1925 trat der SVW dem Deutschen Segler-Verband bei und zur zweiten Münchner Woche kamen viele bayerische Segler mit ihren Booten an den Wörthsee, die teilweise mit Pferdegespannen transportiert wurden. Zu ersten Freizeit-Aktivitäten zählen neben zahlreichen Regatten auch Ausfahrten zur Weißbierbrauerei in Bachern.
Auch die Frauen segeln mit auf dem Wörthsee. Regelmäßige Wettfahrten gehörten zum Programm des Vereins. Bis 1932 findet die Bayerische Woche auch auf dem Wörthsee statt, und zahlreiche Regatten bei – für den Wörthsee typischen – wechselnden Winden sind in den Chroniken notiert.
Das Jahr 1933 verändert auch im SVW vieles. Der Segler-Verein Wörthsee wird am 31. Januar 1933 neu in das Vereinsregister eingetragen. An der Bayerischen Woche nehmen neben zehn eigenen Booten nur noch fünf Boote vom Ammersee teil.
Die anderen Zeiten spiegeln sich auch in der Chronik des SVW wider: Sie bricht einfach ab. Im Frühjahr 1934 werden alle Sportvereine gleichgeschaltet. Bis 1938 können noch regelmäßige Regatten auf dem Wörthsee durchgeführt werden. Dann werden immer mehr Segler eingezogen. Die Not macht auch erfinderisch: Karl (Charly) Rosenschon segelt 1936 mit einem selbstgebauten Katamaran.
Bis 1943 geht der Vereinsbetrieb in kleinem Umfang weiter und wird dann eingestellt. Ein „Volks-Wassersport-Tag“ am 1. August 1943 ist die letzte verzeichnete Veranstaltung. Viele Vereinsunterlagen werden bei einem Fliegerangriff in München im Juli 1944 vernichtet.
Nach Kriegsende werden das Clubhaus des SVW, alle Boote und auch private Boote der Vereinsmitglieder ebenso wie das Strandbad und Hotel Fleischmann und andere Gebäude im Ort beschlagnahmt. Die Besatzungssoldaten nutzen die Boote für Ausfahrten auf dem See.
Am 13. Juli 1947 gründet sich der Segler-Verein Wörthsee im heute noch als Ruine erhaltenen Gasthof „Wörthseeblick“ neu.
Im Dezember erfolgt dann die Wieder-Zulassung. Mit drei O-Jollen und vier Chiemsee-Plätten, auf die ein Segel gesetzt ist, findet am 17. Mai 1948 wieder eine Wettfahrt auf dem Wörthsee statt.
Im Jahr 1949 gibt es wieder eine Bayerische Woche, die zusammen mit der bayerischen Meisterschaft der „Einheitszehner“ veranstaltet wird. Hier werden Konrad Aumiller und Karl Rosenschon Bayerischer Vize-Meister. Aumiller wird 1952 auch österreichischer Staatsmeister in der Klasse mit 10 qm Segelfläche werden.
Material ist zu dieser Zeit knapp. Wer Segel braucht, muss bei Verwandten und Bekannten um Leintücher betteln. Und wer an einer Regatta teilnehmen will, bringt mit, was man hat. Der Sieger hat dann freie Auswahl und gewinnt so eine Kiste Obst oder ein Buch. Der Bootstransport zu Regatten an anderen Seen ist mit Traktor oder auf dem Auto-Anhänger oft eine Tagesaufgabe.
Auch eine andere SVW-Tradition beginnt im Jahr 1949: Zum ersten Mal wird ein rauschender Faschingsball gefeiert, dem bis heute viele Feste folgen sollten.
Neben dem Clubhaus entsteht im Frühjahr 1950 und in Eigenleistung das so genannte Hans-Neuberger-Haus als weiteres Bootshaus des Vereins. Beide Häuser stehen damals noch teilweise im Wasser, die Uferlinie des Wörthsee ist wie fast überall deutlich weiter hinten.
1951 nehmen erstmals vier Boote des SVW an einer internationalen Regatta teil. In abenteuerlicher Fahrt geht es an den Gardasee.
Aber auch auf Chiemsee und Tegernsee starten SVW-Segler. Im selben Jahr übernimmt auch Hans Neuberger als erster Vorsitzender die Position des Gründungspräsidenten Wilhelm Lindner.